STUDIE
Work, workforce, workers
Alles neu im Zeitalter von Gen AI
10 Minuten Lesezeit
2 Mai 2024
Die Revolution der künstlichen Intelligenz ist anders als alles, was wir bisher kennen. Jede:r kann sie nutzen, um grundlegende Aufgaben zu automatisieren oder zu vereinfachen, aber das Potenzial von Gen AI ist deutlich größer und sie kann Prozesse entlang der gesamten Wertschöpfungskette neu gestalten. Führungspersonen werden auf neue Art und Weise führen und lernen müssen, diese bahnbrechende Technologie verantwortungsbewusst so zu skalieren, dass sich Arbeit für alle verbessert. Sie müssen eine Vision entwickeln und umsetzen, um Arbeit neu zu erfinden und die Mitarbeitenden neu zu strukturieren. Dabei müssen sie aber gleichzeitig die Mitarbeitenden auf eine Welt mit Gen AI vorbereiten und eine Kultur der Resilienz schaffen, um den immer wieder neuen Wellen der Veränderung standzuhalten.
Gen AI kann den wichtigsten wirtschaftlichen Aufschwung und die größte Veränderung der Arbeit seit der landwirtschaftlichen und industriellen Revolution auslösen. Deshalb werden wir Arbeit neu erfinden, aber den Menschen mehr in den Mittelpunkt stellen müssen. Durch Gen AI lassen sich Veränderungen in Betriebsprozessen demokratisieren, da alle – von Fließbandkräften über Kundendienstmitarbeitende bis zu Forschenden im Labor – Einfluss auf die Gestaltung ihrer eigenen Arbeitsabläufe nehmen können. Unsere Untersuchungen weisen auf gleich drei wichtige Chancen durch Gen AI hin: Sie kann die wirtschaftliche Wertschöpfung beschleunigen, das Unternehmenswachstum ankurbeln und Menschen mit kreativeren und sinnvolleren Aufgaben betrauen.
Gen AI bietet drei wertvolle Chancen: Sie kann die wirtschaftliche Wertschöpfung beschleunigen, das Unternehmenswachstum ankurbeln und Menschen mit kreativeren und sinnvolleren Aufgaben betrauen.
Obwohl 95 Prozent der von uns befragten Beschäftigten die Nutzung von Gen AI als wertschöpfend betrachten, vertrauen sie den Unternehmen nicht, dass sich dies auch positiv auf alle auswirken wird. Zwei Drittel der befragten CXOs gaben zu, nicht ausreichend auf diesen Wandel vorbereitet zu sein. Wenn die Führungspersonen etwas anders wahrnehmen als ihre Mitarbeitenden, schwächt dies das Vertrauen. Aber es gibt eine Möglichkeit, diese Vertrauenslücke zu schließen und die Integration von Gen AI zu beschleunigen: Schauen Sie sich an, wie führende Unternehmen KI so einsetzen, dass es für ihr Geschäft und die Menschen vorteilhaft ist, und tun Sie dies dann nach.
Drei Viertel der führenden Unternehmen, unserer Reinventors, binden Mitarbeitende aktiv in die Umgestaltung ihrer Tätigkeit und Rollen ein. Ein Viertel von ihnen hält eine menschliche Produktivitätssteigerung von mindestens 20 Prozent innerhalb der nächsten drei Jahre für doppelt so wahrscheinlich. Sie wollen nicht Menschen durch Technologie ersetzen, sondern mithilfe von Gen AI Tätigkeiten so optimieren, dass Bedürfnisse erfüllt und das volle Leistungspotenzial freigesetzt wird („Net-Better-Off“). Das schließt die Vertrauenslücke und ermöglicht den Mitarbeitenden eine positive, sichere Perspektive für den Umgang mit Gen AI. Führungspersonen, die auf neue Art führen und lernen, können Arbeit umgestalten, die Belegschaft neu ausrichten und ihre Mitarbeitenden auf zukünftige Herausforderungen vorbereiten. So nutzen sie das gesamte Potenzial von Gen AI zum Wohle der Wirtschaft, der Unternehmen und der Menschen.
„Gen AI ist die bedeutendste Veränderung für Unternehmen – in meinem Fall in der Nachrichtenredaktion – der letzten 25 Jahre. Bei einem verantwortungsbewussten Einsatz könnten bedeutende Medienunternehmen mit gutem Ruf in Zukunft noch bessere und präzisere Dienste und Produkte anbieten. Die Menschen sind sich über den Sinn des Unternehmens und seine Ziele im Klaren – die Technologie nicht.“
— William Lewis, Chief Executive Officer und Herausgeber, The Washington Post
Gen AI steckt noch in den Kinderschuhen. Die meisten Unternehmen befinden sich in der Planungs- oder Experimentierphase. Trotzdem sehen wir bereits in mehreren Bereichen rasante Veränderungen:
Angesichts des Fortschritts und der sich bereits abzeichnenden Trends, oder vielleicht sogar deswegen, gibt es unterschiedliche Ansichten zu den Risiken, Vorteilen und Kompromissen, die eine skalierte Nutzung von Gen AI mit sich bringt. Wir betrachten diese als Frage, mit der wir uns auseinandersetzen müssen, um das positive Gesamtpotenzial generativer KI zu verstehen.
„Bei Mizuho fokussieren wir uns auf die Zukunft und sind offener für die Veränderungen, die Gen AI auf unserem Markt und innerhalb unserer Belegschaft für unsere Branche herbeiführen kann. Es ist extrem wichtig, wie wir mit diesen Veränderungen umgehen, insbesondere in der Kommunikation mit unseren Mitarbeitenden. Die Menschen machen sich Sorgen über die Folgen. Führungspersonen müssen daher mit ihren Mitarbeitenden einzeln und persönlich über ihre Erfahrungen, ihre Fähigkeiten und mögliche neue Chancen sprechen.“
— Makoto Umemiya, Deputy President, Senior Executive Officer und Group Chief Digital Officer, Mizuho Financial Group
Die Menschen werden nur mit Vertrauen bereit sein, Gen AI wirklich anzunehmen. Unsere Studie deutet darauf hin, dass damit nicht nur Vertrauen in das eigentliche Tool gemeint ist, sondern auch ein Vertrauen in das Unternehmen und darin, dass dieses Gen AI so einsetzt, dass die Mitarbeitenden geschützt und vorbereitet sind. Unsere Studie zeigt aber auch eine Vertrauenslücke zwischen Mitarbeitenden und Führungspersonen.
32%
der Führungspersonen sehen den Fachkräftemangel, egal ob Kenntnisse oder Bewusstsein fehlen, als großes Problem für die Nutzung von Gen AI; für 36 Prozent ist mangelndes technisches Verständnis der Grund, warum sich Arbeitnehmende nur widerwillig mit Gen AI auseinandersetzen.
82%
der Mitarbeitenden meinen, dass sie die Technologie verstehen, und 94 Prozent sind sicher, sich die nötigen Fähigkeiten aneignen zu können.
Diese Vertrauenslücken müssen wir erkennen und beseitigen – statt sie nur zu beobachten –, damit Vorbilder in Wirtschaft und Gesellschaft einen verantwortungsvollen Umgang mit Gen AI vermitteln können. Überwinden wir diese Herausforderungen proaktiv, erkennen wir sie nicht nur an, sondern verwandeln sie in Chancen, um im generativen Zeitalter voranzugehen.
Ziel sollte sein, diese dreifache Chance zu nutzen, um die wirtschaftliche Wertschöpfung zu beschleunigen, das Unternehmenswachstum anzukurbeln und sinnvollere Tätigkeiten für die Menschen zu schaffen. Diese Chancen werden prädestinierter, wenn der Mensch der Wegbereiter für die Nutzung des Gesamtpotenzials von Gen AI ist. Dieses Zeitalter der generativen KI wird die Arbeit und Abläufe entlang der gesamten Wertschöpfungskette revolutionieren. Unsere Studie verdeutlicht, welche Vorteile ihre verantwortungsbewusste Integration mit sich bringt.
In unseren Modellen sind Erkenntnisse zu drei Wachstumsszenarien der Wirtschaft dargestellt, je nachdem, wie schnell Gen AI und Innovation angenommen werden. Das globale Szenario, in dem Organisationen verantwortungsbewusste und menschenzentrierte Ansätze in Bezug auf generative KI verfolgen, sticht dabei besonders heraus. Hier könnte bis 2038 ein zusätzlicher wirtschaftlicher Nutzen von 10,3 Billionen USD geschaffen werden.
Die meisten CXOs glauben, dass Gen AI den Marktanteil ihres Unternehmens letztendlich erhöhen wird, 17 Prozent von ihnen erwarten sogar eine Steigerung von mindestens 10 Prozent. Unsere Modelle zeigen, dass Unternehmen, die Gen AI umfassend in ihre Funktionen und Prozesse integrieren und damit die Arbeit neu erfinden, damit rechnen, in den nächsten fünf Jahren sogar das Umsatzwachstum der heute führenden Unternehmen zu übertreffen. Technologie allein wird aber das Wachstum durch generative KI nicht ankurbeln: Räumt man Menschen, Daten und Technologie die gleiche Priorität ein, steigt die Produktivität auf bis zu 11 Prozent; ignoriert man aber den Faktor Mensch, erreicht man nur magere 4 Prozent.
Dank Gen AI sind Menschen nicht länger Experten für einen oder zwei Fachbereiche (und entsprechende Fähigkeiten), sondern können mehrere Fertigkeiten kombinieren und meistern. Auch Unternehmen können so agiler und anpassungsfähiger werden und z. B. allen Mitarbeitenden einen Lernpfad anbieten, der auf die individuellen Bedürfnisse und Ziele abgestimmt ist. Möglich ist dies aber nur in einer transparenten und von Vertrauen geprägten Unternehmenskultur. Unsere neuesten Studien zeigen, dass „Net-Better-Off“ ein guter Weg ist, um die Vertrauenslücke zu schließen und den Menschen eine positive und sichere Perspektive für Gen AI zu eröffnen. Entsprechende Mitarbeitende antworteten 19 Prozent häufiger mit „starke Zustimmung“ auf die Frage, ob sie sich mit der Technologie wohlfühlen – insbesondere bei der Anwendung auf ihre eigene Tätigkeit.
Wenn sie effektiv sein und Vertrauen in die von generativer KI geprägte Zukunft schaffen wollen, müssen sich Führungspersonen einbringen, anders führen und aus alten Denkschemata ausbrechen, um Neues zu lernen. 65 Prozent der befragten Führungspersonen gaben an, dass es ihnen an der technologischen Expertise fehlt, die sie für den Wandel durch Gen AI brauchen. Deshalb müssen sie sich in diese Technologie vertiefen und Lernen in die Arbeitsabläufe integrieren. Je mehr sie lernen, desto effektiver können sie Gen AI skalieren und bei der Neuerfindung von Arbeit und der Neustrukturierung der Mitarbeitenden verantwortungsbewusst vorangehen. So wiederum erarbeiten sie sich das Vertrauen ihrer Mitarbeitenden.
„Wir sind davon überzeugt, dass KI viel mehr ist als nur ein Tool. Wir sehen sie als starken Katalysator für eine bessere Erfahrung unserer Gäste und Mitarbeitenden. Bei Marriott International arbeiten wir bewusst mit einem ganzheitlichen Ansatz über alle Disziplinen hinweg. Diese Initiative kommt nicht aus einer einzelnen Abteilung. Vielmehr gehen unser Chief Revenue Officer, unser Chief Customer Officer und ich mit gutem Beispiel voran – und die Energie von allen im Unternehmen treibt uns an.“
— Ty Breland, Chief Human Resources Officer, Marriott
Verstehen
Fähig sein
Verstehen
Fähig sein
Verstehen
Fähig sein
Wenn man einen kompletten Arbeitsablauf überdenkt, sieht man klar und deutlich, wo Gen AI am besten eingesetzt werden kann. Zudem kann man effizientere und innovativere Unternehmensziele erreichen und Silos sinnvoll und dauerhaft beseitigen. Dann kann man sich darauf konzentrieren, wie sich die Tätigkeiten verändern müssen, damit Kundenbedürfnisse besser erfüllt, die eigenen Mitarbeitenden unterstützt und geschäftliche Ziele erreicht werden. Auch neue Arbeitsmodelle werden benötigt, um eine Kultur zu schaffen, in der die Menschen ihren Tagesablauf selbst gestalten. Bei Veränderungen im Prozess verändert sich auch die Tätigkeit. Entscheidend ist hier, dass die Fähigkeiten und Flexibilität – bei Mensch und Maschine – mit den Veränderungen in der Wertschöpfungskette Schritt halten.
—Francine Katsoudas, EVP und Chief People, Policy & Purpose Officer, Cisco
Gen AI zu meistern ist kein einmaliger Vorgang, sondern ein dynamischer Lernprozess. Je mehr diese Technologie zum Einsatz kommt, desto mehr sollten Unternehmen auf Tools und Technologien wie Skill-Mapping und Ontologie zurückgreifen, um den Übergang zwischen rückläufigen und aufstrebenden Positionen so reibungslos wie möglich zu gestalten. Diese Verschiebung von Tätigkeiten und Rollen sorgt für mehr Kapazität und schafft damit die Möglichkeit für Übergänge und/oder neue Rollen, die optimal auf die strategischen Kunden- und Unternehmensziele abgestimmt sind. Aus dieser Kapazitätssteigerung ergeben sich dann auch die höheren Produktivitäts- und Marktanteilswerte, die CXOs aus dem Einsatz von Gen AI prognostizieren.
„Unsere Mitarbeitenden gestalten mit uns gemeinsam diese völlig neue Arbeitsweise. Wir wollen unbedingt mit ihnen zusammen daran arbeiten, denn ich sehe ein Potenzial, ihr Arbeitserlebnis und die Qualität ihrer Arbeit deutlich zu verbessern.“
— Leanne Wood, Chief Human Resources Officer, Vodafone
Wenn Unternehmen Gen AI integrieren möchten, brauchen sie umfassende Lerninitiativen und ein dreidimensionales Lernmodell: Individuum, Unternehmen und die Maschine selbst. Schließlich müssen die Menschen die Maschinen trainieren (eine in sich schon völlig neue Fähigkeit), damit Mensch und Maschine im Laufe der Zeit ihre jeweilige Tätigkeit besser erledigen und so die Vorteile von Gen AI maximieren. Mit diesem Lernansatz bindet man die Menschen bei jedem Schritt ein, sodass die Veränderungen mit ihnen gemeinsam vollzogen werden. Hört man seinen Mitarbeitenden aktiv zu, fördert man damit Engagement, Transparenz und Vertrauen. Damit bekommt man Mitarbeitende, die dem Unternehmen vertrauen und sich „Net-Better-Off“ fühlen.
„Beim Training und bei der Entwicklung von Gen AI holen wir die Menschen dort ab, wo sie sind, und verwenden Begriffe, die sie kennen. Wir möchten, dass sie sich für das Thema interessieren und begeistern, und gleichzeitig vermitteln, dass sie den Umgang mit Gen AI in ihrem eigenen Tempo erlernen können. Wenn sie sich dann einbringen, weiß ich, dass sie überzeugt und lernwillig sind.“
— Rose Marie E. Glazer, Executive Vice President, General Counsel und Interim Chief Human Resources & Diversity Officer, American International Group
Gen AI verändert alles und das in einer nie da gewesenen Geschwindigkeit. ChatGPT zog innerhalb nur weniger Stunden die Blicke der ganzen Welt auf sich und wurde schnell von Unternehmen und Privatpersonen genutzt. Jeden Tag gibt es unzählige neue Entwicklungen und Anwendungsfälle für die Technologie. Keine technologische Innovation der jüngsten Vergangenheit hat in so kurzer Zeit so viel verändert, auch sich selbst.
Deshalb kommt dem Faktor Zeit eine entscheidende Rolle zu. Auf dem Weg in die Zukunft müssen wir Vertrauen und Transparenz schaffen, damit Gen AI ihr Potenzial für Wirtschaft, Unternehmen und Menschen voll entfalten kann. Letztendlich entscheiden wir, wie ein optimales Ergebnis aussieht.
Wenn wir auf neue Art und Weise führen und lernen, können wir Unternehmen, Menschen und die Gesellschaft unterstützen und gleichzeitig die nötige Resilienz für zukünftige Entwicklungen aufbauen.